mardi, février 07, 2006

tapetenwechsel



ich brauch tapetenwechsel, sprach die birke
und macht sich in der dämmerung auf den weg
ich brauche frischen wind in meiner krone
ich will nicht mehr, in reih und glied
in eurem haine stehn, die gleiche wiese sehn
die sonne morgens links, am abend rechts

ich brauch tapetenwechsel, sprach die birke
und macht sich in der dämmerung auf den weg
ein bus verfehlte sie um zwanzig zentimeter
und auf dem flugplatz war sie ernsthaft in gefahr
zwei doggen folgten ihr um astesbreite
und kurz vor zwölf traf sie ein buchenpaar

ich brauch tapetenwechsel, sprach die birke
und macht sich in der dämmerung auf den weg
die eine sprach, sie haben hier nichts zu suchen
so was wie sie, hat nicht einmal ein nest
sie wurde gelb vor ärger und weil's auch schon herbst war
verzweiflung kroch ihr langsam ins geäst

ich brauch tapetenwechsel, sprach die birke
und macht sich in der dämmerung auf den weg
des försters beil traf sie im morgenschimmer
gleich an der schranke als der d-zug kam
und als kommode dachte sie noch immer
wie schön es doch im birkenhaine war

(hildegard knef)
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